
Dieser Alfa Romeo ist in vielerlei Hinsicht etwas besonderes: Erstens ist die Guilia GT eine echte Ikone. Wenige Modelle haben Alfas sportliches Image so geprägt wie dieses. Die Gunilla hat den „Mythos Alfa Romeo“ so geprägt wie wenig andere Autos dieses Konzerns. Zweitens handelt es sich hierbei um eines der spätesten Topmodelle aus der Baureihe, der „2000 GT Veloce“. Er ist gut für eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h, die ihn in seinem Baujahr 1972 auf Augenhöhe mit großen Sportwagen gebracht hat. Ein 1972er Porsche 911 T zum Beispiel brachte es auf höchstens 208 km/h; kaum schneller also als dieser Alfa! Und zu guter Letzt verbrachte diese Guilia ihr ganzes Leben auf den Straßen von Bangkok, Thailand; einem Land also, wo dieses Modell von Alfa offiziell nie verkauft wurde!

Die Schönheit auf diesen Bildern wurde 1972 bei Alfa Romeo in Arese, einem Vorort von Mailand, produziert. Es handelt sich um ein Fahrzeug in US-Spezifikation mit Meilen-Tachometer, US-Stoßstangen mit Gummi-Guards und einem Linkslenker. (Alfa begann seinen offiziellen US-Export im Jahr 1961, stellte ihn aufgrund eines zu geringen Markterfolgs aber im Jahr 1995 wieder ein.) Dieses Fahrzeug hat aber nie den Weg in die USA gefunden. Anstelle dessen wurde es von einem deutschen Alfa-Händler an ein Ehepaar aus Thailand verkauft. Die beiden fuhren diese Guilia regelmäßig in Bangkok – von 1972 bis vor wenigen Jahren, über mehr als 40 Jahre.

Als die beiden Besitzer nach mehr als 40 Jahren mit dem Alfa zu alt zum Autofahren wurden, gaben sie ihn weiter an einen engen Freund der Familie (der wiederum ein Cousin meiner Frau ist, wodurch ich diesen Alfa auch näher kennenlernen durfte). Er ist ein echter „Petrolhead“ und wird dem Alfa den wohlverdienten Ruhestand als Oldtimer bei bester Pflege zukommen lassen.

Glücklicherweise hatte der neue glückliche Besitzer noch etwas Platz auf seinem Stadtgrundstück in Bangkok. Als ich dem Alfa dort bei einem Familienbesuch begegnete, war ich spontan tief beeindruckt. Ein Auto aus erster Hand aus dem Jahr 1972 – das sieht man nicht alle Tage. Dazu ist sein Zustand mehr als beeindruckend; das Interieur erscheint kaum abgenutzt, der 2-Liter-Motor mit seinen 131 PS röhrt heiser und zufrieden fast wie am ersten Tag. Zugegeben, die Karosserie braucht an einigen Stellen etwas Aufmerksamkeit, aber das ist alles machbar (und am Ende auch als Patina zu verbuchen).

Das ist wirklich ein Auto, in das man sich spontan verlieben kann. Wenn Autos eine Seele haben können, dann ist das bei diesem Alfa bestimmt der Fall 🙂

Liebe Guilia, ich wünsche Dir weitere glückliche 45 Jahre in Thailand!
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